Einwände im Verkauf: Weiterkommen, wo das Gespräch bisher zu Ende war
Einwände: Was, wenn du sie komplett falsch verstehst?
Warum verhalten sich Verkäufer bei Einwänden oft wie ein Reh bei Dämmerung auf der Landstraße? Die Wahrheit ist: Die meisten Verkäufer haben keine Ahnung, was ein Einwand wirklich ist. Sie hören die Worte, aber verstehen nicht, was dahintersteckt. Und das ist der größte Fehler.
Ein Einwand ist niemals das, was der Kunde tatsächlich sagt. „Das ist zu teuer.“ Meint der Kunde wirklich den Preis? Oder sagt er: „Ich bin mir nicht sicher, ob du mein Problem verstehst“? Die Worte sind nur die Oberfläche. Darunter brodelt die Wahrheit – Ängste, Zweifel, vielleicht sogar Misstrauen.
Hier ist die harte Realität: Wenn du gegen einen Einwand argumentierst, kämpfst du auf der falschen Ebene. Warum? Weil du damit dem Kunden signalisierst: „Du liegst falsch.“ Und was passiert dann? Richtig, das Gespräch ist tot.
Stattdessen: Interesse zeigen. Echte Neugier. Frag nicht „Warum?“ – das klingt wie ein Verhör. Frag: „Was ist Ihnen daran besonders wichtig?“ oder „Wie haben Sie das bisher gelöst?“ Du willst nicht gewinnen. Du willst verstehen.
Denn Einwände sind keine Mauern. Sie sind Türen. Aber nur, wenn du den Schlüssel findest. Und der Schlüssel sind nicht deine Argumente. Der Schlüssel bist du.
Die 3 Ebenen der Einwandbehandlung: Warum du bisher nur an der Oberfläche kratzt
Du denkst, ein Einwand ist ein Problem? Falsch. Einwände sind wie Eisberge – die Spitze siehst du, aber darunter liegt der ganze Brocken. Die Wahrheit ist: Die meisten Verkäufer kratzen an der Oberfläche und wundern sich, warum sie nicht durchkommen. Es gibt drei Ebenen bei Einwänden. Und hier ist der Clou: Die meisten schaffen es nicht mal durch die erste.
Ebene 1: Was der Kunde sagt
Das ist die offensichtliche Schicht. Die Worte, die dir der Kunde ins Gesicht schmeißt. „Das ist zu teuer.“ Oder „Ich muss noch mit meinem Chef sprechen.“ Auf dieser Ebene bewegen sich 90 % aller Verkäufer. Warum? Weil es einfach ist. Die Worte sind greifbar. Sie schreien förmlich nach einer Antwort.
Und was machen Verkäufer? Sie gehen in den Angriff oder die Verteidigung:
- „Zu teuer? Vielleicht kann ich am Preis noch was machen.“
- „Ich verstehe, aber glauben Sie nicht, dass Sie das alleine entscheiden können?“
- Oder noch schlimmer: „Was genau meinen Sie damit?“ – als ob sie den Kunden in eine Ecke drängen müssten.
Was passiert? Nichts. Der Kunde bleibt stur. Denn du reagierst auf die Verpackung, nicht auf den Inhalt. Hier stirbt das Gespräch – und du stehst da, mit nichts in der Hand.
Ebene 2: Was der Kunde meint
Jetzt wird’s spannend. Die zweite Ebene ist das, was der Kunde eigentlich meint. Denn lass uns ehrlich sein: Kein Mensch sagt genau das, was er denkt. „Zu teuer“ ist selten eine Frage des Preises. Es ist eine Frage des Wertes. „Ich muss mit meinem Chef sprechen“ heißt oft: „Ich bin mir nicht sicher, ob das hier den Ärger wert ist.“
Wie kommst du an diese Ebene ran? Mit echten Fragen. Keine Pseudo-Fragen, die nur darauf abzielen, deinen Pitch fortzusetzen. Echte Neugier. Frag so:
- „Hilf mir zu verstehen: Geht es um das Budget, oder fehlt noch ein wichtiger Punkt?“
- „Was müsste passieren, damit Sie das Gefühl haben, dass es sich lohnt?“
Du siehst, was hier passiert? Du hörst auf, gegen den Kunden zu kämpfen. Stattdessen holst du ihn auf Augenhöhe ab. Du hilfst ihm, selbst klarer zu sehen. Und das Beste: Er merkt, dass du ihm zuhörst.
Ebene 3: Was der Kunde wirklich fühlt
Die tiefste Ebene. Hier geht’s nicht mehr um Logik, sondern um Emotionen. Und machen wir uns nichts vor: Jeder Einwand hat eine emotionale Komponente. Angst vor Risiko. Zweifel an dir. Oder schlichtweg das Bedürfnis, sich sicher zu fühlen.
Wie kommst du dahin? Indem du dich traust, zuzuhören. Nicht zu antworten, nicht zu argumentieren – sondern die Stille auszuhalten und die Gefühle zu adressieren:
- „Es klingt, als wäre Ihnen wichtig, dass diese Entscheidung absolut sicher ist. Liege ich da richtig?“
- „Habe ich das richtig verstanden, dass es für Sie darum geht, eine Lösung zu finden, die wirklich langfristig passt?“
Auf dieser Ebene geht es nicht mehr um dich. Es geht um den Kunden. Um seine Welt, seine Ängste, seine Ziele. Und wenn du das berührst, hast du nicht nur einen Kunden. Du hast einen Partner.
Einwände sind keine Mauern, sondern Türen. Die Frage ist: Hast du den Mut, die richtigen Ebenen zu erreichen? Bleibst du an der Oberfläche hängen, wirst du nie durchkommen. Aber wenn du lernst, zuzuhören und dich wirklich für den Kunden zu interessieren, liegt die Welt hinter der Tür. Du musst nur den Schlüssel finden.
Häufige Fehler bei der Einwandbehandlung und wie du sie vermeidest
Die meisten Verkäufer versagen bei der Einwandbehandlung nicht, weil sie schlechte Produkte haben. Sie scheitern, weil sie falsch reagieren. Hier sind die größten Fehler – und wie du sie vermeidest.
Fehler 1: Den Einwand sofort „lösen“ wollen
Kunde: „Das ist mir zu teuer.“
Verkäufer: „Kein Problem, ich mache Ihnen einen Rabatt!“
Hört sich hilfreich an, oder? Ist es nicht. Denn was passiert hier? Der Kunde hat ein Signal gegeben, dass er unsicher ist, und du antwortest mit einer reflexhaften Preisreduktion. Ergebnis: Der Kunde glaubt, du bist selbst nicht von deinem Wert überzeugt. Schlimmer noch – er fragt sich, wie viel Luft da noch drin ist.
Besser: Lass den Einwand stehen. Zeig, dass du ihn ernst nimmst. Sag etwas wie:
„Danke, dass Sie das ansprechen. Darf ich fragen, was genau Sie mit ‚zu teuer‘ meinen? Liegt es am Budget oder eher daran, dass Sie den Mehrwert noch nicht sehen?“
Jetzt bist du nicht nur reaktiv, sondern steuerst das Gespräch zurück auf den Mehrwert.
Fehler 2: Verteidigungshaltung einnehmen
Kunde: „Ihr Produkt ist nicht besser als das der Konkurrenz.“
Verkäufer: „Das stimmt nicht, unsere Leistung ist viel hochwertiger!“
Was hast du gerade getan? Den Kunden herausgefordert. Du denkst vielleicht, du bist schlagfertig. Der Kunde denkt: „Okay, das wird jetzt ein Streit.“ Und niemand kauft von jemandem, der sich wie ein Anwalt aufführt.
Besser: Akzeptiere die Perspektive des Kunden. Reagiere mit Verständnis:
„Es klingt so, als hätten Sie schon einige Alternativen geprüft. Darf ich fragen, was Ihnen bei der Konkurrenz besonders gefallen hat?“
Du nimmst den Druck raus und zeigst, dass du interessiert bist, anstatt Recht zu haben.
Fehler 3: Den Kunden „belehren“ wollen
Kunde: „Ich brauche mehr Zeit, um das zu entscheiden.“
Verkäufer: „Das verstehe ich, aber Sie wissen schon, dass Warten auch Risiken birgt, oder?“
Herzlichen Glückwunsch, du hast den Kunden wie ein Kind behandelt. Niemand mag das Gefühl, belehrt zu werden – besonders nicht in einem Geschäftsgespräch. Dein gut gemeinter Hinweis wird als Druck wahrgenommen, und der Kunde macht dicht.
Besser: Unterstütze die Entscheidung, anstatt sie zu drängen:
„Ich verstehe, dass Sie sich die Zeit nehmen wollen. Was genau möchten Sie noch klären, bevor Sie sich entscheiden?“
So gibst du dem Kunden die Kontrolle und zeigst gleichzeitig, dass du ihn bei der Entscheidung begleiten möchtest.
Fehler 4: Einwände persönlich nehmen
Kunde: „Ich bin mir nicht sicher, ob das für mich passt.“
Verkäufer (im Kopf): Er lehnt mich ab. Ich bin nicht gut genug.
Dieser Fehler ist subtil, aber tödlich. Einwände sind keine Kritik an deiner Person. Sie sind Ausdruck der Unsicherheit des Kunden. Wenn du sie persönlich nimmst, wirst du defensiv oder verlierst dein Selbstbewusstsein – und beides zerstört den Verkaufsprozess.
Besser: Betrachte Einwände als Feedback. Denk dir: Der Kunde gibt mir einen Hinweis, was ihm fehlt. Reagiere sachlich:
„Es klingt, als ob Sie noch nicht sicher sind, ob das die richtige Lösung ist. Möchten Sie mir sagen, was Ihnen noch fehlt?“
Wrap-Up: Einwände – dein Schlüssel zu besseren Abschlüssen
Einwände sind keine Endstation. Sie sind Wegweiser. Sie zeigen dir, wo dein Kunde noch unsicher ist, was ihm fehlt oder was er vielleicht nicht versteht. Statt dich von ihnen aus dem Konzept bringen zu lassen, nutze sie als Chance, das Gespräch auf ein neues Level zu heben.
Hör zu, ohne sofort zu reagieren. Stell echte Fragen, die dir helfen, die tieferliegenden Beweggründe zu verstehen. Und vor allem: Kämpf nicht gegen den Einwand an. Du bist nicht da, um den Kunden zu überzeugen, dass er Unrecht hat – du bist da, um gemeinsam mit ihm eine Lösung zu finden.
Am Ende sind die besten Verkäufer nicht die, die jeden Einwand „überwinden“, sondern die, die ihn entschlüsseln. Weil sie wissen, dass hinter jedem „zu teuer“ oder „Ich muss noch überlegen“ oft der wahre Grund für den Abschluss steckt – wenn du nur bereit bist, danach zu fragen.
Einwände sind keine Gegner. Sie sind deine Chance. Mach sie dir zunutze.
Ich bin Marvin A. Verweyen und als Verkaufstrainer, Unternehmer und Experte für B2B-Vertrieb und Preisverhandlungen unterwegs. Mein Team und ich sind darauf spezialisiert, Verkäuferinnen und Verkäufern dabei zu helfen, neue Kunden zu akquirieren und ihre Umsätze zu steigern. Wir unterstützen Mittelständler und Konzerne dabei, ihre Vertriebsperformance in den Teams zu steigern. Kontaktieren Sie uns, um mehr über unsere Lösungen zu erfahren und wie wir Ihnen helfen können, Ihren Vertrieb auszubauen.